Negativzinsen – was bisher geschah

08.07.2015 Ich weiss nicht, wie es Ihnen geht, aber ich kann mich nicht daran erinnern, dass wir schon einmal mit derart vielen neuen Fachbegriffen aus der Bankenwelt eingedeckt wurden...Negativzinsen, Quantitative Easing (QE), Goldilocks-Szenario, Straffungspanik, um nur ein paar zu nennen.

Auch noch nie waren die Hüstler und Räusperer der Zentralbank-Chefs so eminent wichtig und führten – nach gebühren-der Diskussion und Interpretation – zu so direkt messbaren Auswirkungen v.a. an den Aktienmärkten.

Sicher sind auch Sie inzwischen direkt informiert worden, dass die Guthaben auf Ihren Geschäftskonti mit der sogenannten „Guthabengebühr“ bzw. dem Negativzins belastet wird. Uns wenigstens haben dieser Tage entsprechende Schreiben der Credit Suisse und der UBS erreicht und den Negativzins von 0,75% p.a. angekündigt. Die meisten anderen Finanzinstitute haben die gleichen Massnahmen auch ergriffen, vorerst meist nur für Grosskunden wie auch Pensionskassen.

Wer denkt, dass er mit Kontokorrentkrediten oder Hypothekarschulden nicht betroffen ist, wird enttäuscht. Auch in diesen Tagen wird klar, dass die Margen der Banken aufgrund der aussergewöhnlichen Situation einbrechen und sie selbst die Zinsen im Hypothekarbereich erhöhen, selbstverständlich ohne negatives Vorzeichen.

Wie geht es weiter?

Die bislang sehr expansive Geldpolitik der Zentralbanken wird wohl noch eine Weile anhalten, in nächster Zukunft aber dann langsam abgebaut werden. Risikoreiche Anlagen, allen voran Aktien werden davon weiter profitieren. Dieses Szenario kann aber nur eintreten, wenn alle anderen Parameter wie Beschäftigung, Inflation, Wachstum, Lohnerhöhungen sich mässig positiv entwickeln werden.

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) ist im Moment zufrieden mit der Wirkung der von ihr am 22. Januar 2015 verhängten Negativzinsen und sieht nicht vor, weitere Massnahmen einzuleiten bzw. die bereits verhängten Zinsen allenfalls zu erhöhen.

Waren Buffet sagt zwar, dass nicht viel passiert sei, ausser dass sich das klassische Sparen nicht mehr lohne. Ich bin da etwas anderer Meinung. Der Zins ist oder war die Belohnung für das Aufschieben des Konsums. Er motiviert Menschen und Unternehmen dazu, die Mittel heute zu schonen, um später mehr dafür zu erhalten.

Dafür konnten Andere mit entsprechenden Krediten Investitionen tätigen, deren Erträge später anfallen sollten und die höher als der „Preis für die Zeit“, also den Zins, sein mussten.

Aber es scheint, dass der heutige Konsum höher zu bewerten ist, als derjenige in einer unsicheren Zukunft. Dies müsste zu restriktiven Kreditbeanspruchungen führen – tut es das aber auch? Oder ist es heute nicht interessanter irgendwelche Projekte zu lancieren, da Geld auf dem Konto sparen mit einer Strafgebühr belastet wird?

Führt dies mittelfristig nicht auch zu einer weiteren Ermunterung des Schuldenaufbaus zugunsten von heutigem Konsum? Die Folgen wären Verschwendung und Übertreibung. Ich glaube aber nicht, da einmal mehr die strukturelle Vielfalt und Stabilität der schweizerischen KMU-Landschaft die Verantwortung für eine nachhaltige Entwicklung übernehmen wird. Denn nur wenn auch in diesem Ausnahmezustand nach alter Manier in sinnvolle und rentable Projekte investiert wird, kann der Gefahr der Verschwendung und Übertreibung begegnet und die positive Entwicklung fortgeführt werden.

Zudem soll der Ausnahmezustand kein solcher bleiben und das Zinsniveau dürfte sich – bei entsprechender Nachfrage nach Geld für rentable Investitionen und dem folgenden, moderaten Wirtschaftswachstum – wieder ansteigen und dabei die Nullgrenze nach oben überschreiten.

Was können Sie tun?

  1. Optimieren Sie Ihr Cash-Management. Vermeiden Sie z.B. hohe Bestände bei Banken mit tiefen Verzinsungslimiten.
  2. Wie bereits erwähnt, sollten – wo immer möglich – die günstigen (in Form von Krediten) oder die teuren Mittel (in Form von vorhandenen Sparguthaben) wieder vermehrt für Investitionen genutzt werden.
  3. Als Unternehmer haben Sie die Möglichkeit, Ihr Geld in der eigenen Firma zu platzieren und sich den von der ESTV vorgegebenen Zins gut zu schreiben (vgl. unten).
  4. Um die vorübergehende Unannehmlichkeit zu vermeiden oder abzufedern, können Sie evtl. mit Ihrer Hausbank verhandeln. Hier gibt es insbesondere für Pensionskassen mit einem gewichtigen Anlageportfolio meist nicht wenige Argumente, sich wenigstens vorübergehend vom Negativzins zu befreien. Aber auch Geschäftskunden können das Gespräch suchen, denn sie können nur gewinnen.
  5. Als letzte und unattraktivste Option bleiben uns Allen wohl nur das Abwarten und das Zusammenbeissen der Zähne. Sparen ist halt zurzeit einfach nicht mehr lohnenswert.

Seien Sie sich aber bei all dem Unbill bewusst, dass Sie als Sparer, Kreditnehmer, Immobilienbesitzer, Unternehmer, Destinatär einer Pensionskasse oder Investor in unterschiedlicher Ausprägung und Art betroffen sind. Entsprechend sind Ihre Handlungsalternativen verschieden und vielfältig. Wir unterstützen Sie gerne dabei!

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